Die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff „Biene“ hauptsächlich die Honigbiene des Imkers (Apis mellifera). Dabei stellt diese aber nur eine von weltweit 20.000 Bienenarten dar. Allein in Mitteleuropa sind rund 750 Arten beheimatet. Zu ihren nahen Verwandten gehören die Hummeln, die Maskenbienen, die Wollbienen, die Pelzbienen und viele andere, die als Abgrenzung zur „Nutzbiene“ als Wildbienen bezeichnet werden. Die Honigbiene kann nur etwa 10-15% unserer heimischen Obstbäume bestäuben. Wildbienen sind daher ein unverzichtbarer Bestandteil eines intakten Naturhaushaltes. Sie produzieren zwar keinen Honig, haben aber aufgrund ihrer Artenvielfalt, ihrer Verbreitung von der Ebene bis in die Hochgebirge und ihrer Spezialisierung eine hohe Bedeutung für die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen.
Die Bestände aller Wildbienenarten können langfristig nur gesichert werden, wenn diese außerhalb ihrer natürlicher Lebensräume gefördert werden. Schon mit einfachen Mitteln kann jeder Einzelne dafür einen wertvollen Beitrag leisten. Vor diesem Hintergrund hat sich das Institut für allgemeine und angewandte ökologie e.V. das Ziel gesteckt, einen Beitrag zum Schutz der Wildbienen und ihrer Lebensräume zu leisten. Hierzu wurde u.a. das Konzept des „Hardegser Bienenhotels“ entwickelt. Aufgrund seiner einfachen Bauweise ist es besonders im pädagogischen Bereich einsetzbar. Es eignet sich sehr gut zum Nachbauen mit Kinder- und Jugendgruppen und ermöglicht im Anschluß einen hautnahen Anschauungsunterricht.
Weiterführende Literatur
Müller, Andreas; Krebs, Albert; Amiet, Felix: “Bienen – Mitteleuropäische Gattungen, Lebensweise, Beobachtung”; Naturbuch-Verlag, München 1997
Westrich, Paul: “Die Wildbienen Baden-Württembergs – Allgemeiner Teil”; Ulmer-Verlag, Stuttgart 1990
Westrich, Paul: “Wildbienen am Haus und im Garten, Arbeitsblätter zum Naturschutz 22”; Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, 2. Aufl., Karlsruhe 1997
Aufbau eines Bienenhotels
Ohne Hilfsmaßnahmen können Wildbienen in strukturarmen Gebieten nicht für Nachwuchs sorgen. Die Nistmöglichkeit, die durch das Bienenhotel geschaffen wird, dient als Ersatz für verloren gegangene natürliche bzw. vom Menschen geschaffene Ersatzlebensräume. Seine Konzeption ermöglicht die hautnahe Beobachtung der dort nistenden Arten und eignet sich somit insbesondere für pädagogische Zwecke.
Material
Das Bienenhotel besteht aus einem ca. 130 cm x 250 cm großen Holzrahmen. In diesen Holzrahmen werden unterschiedliche Materialien eingebaut, um den unterschiedlichen Ansprüchen möglichst vieler Wildbienenarten gerecht zu werden. Im unteren Bereich werden Lehmsteine gestapelt, welche zuvor aus Lehm und Stroh hergestellt und an der Luft getrocknet wurden. Im oberen Bereich des Bienenhotels werden abgelagerte und unbehandelte Holzstücke aus Eiche und Buche eingebaut. Für Bewohner markhaltiger Stengel sind Bündel von z.B Holunder, Himbeeren, Beifuß und Rainfarn zwischen den Hölzern aufgeschichtet.
Niströhren
In den Lehmsteinen und Holzstücken werden Niströhren angelegt. Eine Kombination von Niströhren mit unterschiedlichem Durchmesser ist günstig. Dabei sollten Bohrgänge mit einer Weite von 3-6 mm anteilsmäßig überwiegen (für detaillierte Angaben siehe auch unter “Schutzmaßnahmen”).
Standort
Die Nistkästen sollten an einer sonnigen Stelle befestigt werden. Südost- bis südwestorientierte Orte eignen sich am besten. Die Nisthilfen dürfen nicht frei beweglich sein. Die gebohrten Gänge müssen waagerecht liegen und für die Tiere frei anzufliegen sein. Wichtig ist die Wahl eines regengeschützten Standortes oder das Anbringen eines Daches über dem Bienenhotel. Von großer Bedeutung für eine erfolgreiche Ansiedlung von Wildbienen ist das Vorhandensein von Nahrungspflanzen in der Nähe der Nistmöglichkeit. Ein reiches Angebot an heimischen, blühenden Arten fördert die Ansiedlung.
Zeitpunkt der Aufstellung
Die Frühjahrsarten der Wildbienen fliegen bereits ab März. Bis in den Oktober nehmen jeweils unterschiedliche Arten die Nistmöglichkeit für wenige Wochen in Anspruch. Der beste Zeitpunkt für die Aufstellung eines Bienenhotels oder anderer Nistmöglichkeiten liegt im Winter, so daß ab Mitte März die ersten Arten einziehen können.