NaWaRo – Nachwachsende Rohstoffe

Ressourcenschutz Erleben – Verantwortung übernehmen

Das Projekt „Nachwachsende Rohstoff-Reserven“ wurde vom 1. April 2013 bis zum 31. März 2015 auf einer Fläche im Landkreis Northeim östlich der Ortschaft Sudheim umgesetzt. Es handelt sich um ein Flurstück in leichter Hanglage am Höhenzug Wieter, das dem Institut für allgemeine und angewandte Ökologie freundlicherweise von der Feldmarksgenossenschaft Sudheim zur Verfügung gestellt wurde. Um den geplanten Garten anlegen zu können, musste das Areal zunächst gepflügt und anschließend mit einer Kreiselegge bearbeitet werden. Diese Arbeiten führte ein ansässiger Landwirt durch. Aufgrund des sehr kalten und außergewöhnlich langen Winters 2012/2013, kam es zum Projektstart zu Verzögerungen, die jedoch im weiteren Verlauf gut wieder aufgefangen werden konnten.

Anschließend wurde das ca. 300 qm große Feld von ehrenamtlichen Kräften, die in der Arbeitsgemeinschaft Kulturlandschaftspflege des Instituts tätig sind, mit einem Knotenflechtzaun umzäunt, um Wild und Unbefugte von den Pflanzen fernzuhalten.

Erst nachdem diese Vorarbeiten abgeschlossen waren, konnte mit der Umsetzung der geplanten Flächengestaltung und der Bereitung der eigentlichen Saatbeete begonnen werden. Die groben Arbeiten, wie die Anlage der Wege und die Vorbereitung der Pflanzbereiche wurden ebenfalls von den Mitarbeitern des Instituts durchgeführt.

Nun konnten auch die ersten Aktionen mit den Kindern und Jugendlichen gestartet werden. Bei ihren Aufenthalten auf dem zukünftigen Ressourcen-Feld bestand die Hauptaufgabe im Säen und Pflanzen der vielen verschiedenen Pflanzen. Dabei wurde darauf geachtet, dass themenbezogene Bereiche innerhalb des Gartens entstanden. Mit jedem weiteren Besuch der Fläche kamen neue Pflanzen hinzu. Gleichzeitig stand aber immer mehr auch das Wässern der aufkommenden Saat und der jungen Gewächse auf dem Programm. Da ein großer Teil der Pflanzen einjährig war, musste auch im zweiten Frühjahr wieder gesät und gepflanzt werden.

Das Ressourcen-Feld umfasste schließlich mehrere Themenbereiche, in denen verschiedene Pflanzen zur stofflichen Nutzung zusammengefasst waren, aus denen vergleichbare Rohstoffe gewonnen werden können. So gab es:

  • Färbepflanzen (z.B. Färberknöterich, Färberwau, Krapp, Saflor)
  • Faserpflanzen (z.B. Faserlein, Fasernessel)
  • Eiweißpflanzen (z.B. Ackerbohne, Erbse)
  • Arzneimittelpflanzen (z.B. Johanneskraut, Echte Kamille, Mariendistel)
  • Duftpflanzen bzw. „Kosmetikpflanzen“ (z.B. Lavendel, Leindotter, Ringelblume)
  • Ölpflanzen (z.B. Leindotter, Öllein, Sonnenblume)
  • Stärkepflanzen (z.B. Kartoffel)
  • Zuckerpflanzen (z.B. Zuckerrübe, Topinambur)

Die Aktionen mit den Kindern und Jugendlichen auf dem Ressourcen-Feld verliefen sehr erfolgreich. Im Verlaufe des Projektes bekamen die Kinder viele interessante theoretische Informationen zu den einzelnen Pflanzen vermittelt. So erfuhren die TeilnehmerInnen z.B. welche Bedeutung einige Pflanzen früher für die Menschen und einige Regionen in Deutschland hatten; was man heute alles aus pflanzlichen Rohstoffen herstellen kann; wie der Anbau dieser Rohstoff-Pflanzen die Agrar-landschaft beeinflussen kann und welche Bedeutung dies für die Biodiversität hat.

Im Mittelpunkt ihres Aufenthalts auf der Fläche stand aber stets das eigenständige Forschen und Erkunden verbunden mit dem Wahrnehmen mit allen Sinnen durch sehen, fühlen, riechen und schmecken.

Durch das Sammeln und die anschließende eingehende Beschäftigung mit den Tieren, die an den Pflanzen leben, wurde den jungen Menschen bewusst, dass es möglich ist Pflanzen, als sog. Industriepflanzen anzubauen und gleichzeitig unzähligen Insekten eine reichhaltige Nahrungsquelle zu bieten. Bei der Zuordnung der eingefangenen Insekten wurde versucht, die Kinder dazu zu motivieren, selbständig mit Hilfe von Bildern in Bestimmungsbüchern zu ermitteln, um was für ein Insekt es sich handelt. Diese eingehende Beschäftigung mit den Tieren, verbunden mit einer genauen Betrachtung, führt zu bleibenden Erinnerungen. Die kontinuierliche, anregende Anleitung und Begleitung durch die BetreuerInnen war dabei immer sehr wichtig.

Für die Bestimmung verschiedener physikalischer Parameter, wie Temperatur, Lichtstärke, Luft- und Bodenfeuchte, stand den Kindern ein Messgerät der Firma Phywe zur Verfügung. Die Messungen wurden an verschiedenen Standorten auf dem Ressourcen-Feld und der umgebenden Landschaft vorgenommen. Auf diese Weise konnten die gemessenen Daten aus dem Garten z.B. mit denen eines Ackers verglichen werden.

Darüber hinaus standen weitere praktische Tätigkeiten auf dem Programm, die sich mit den Pflanzen selbst und den Rostoffen, die aus ihnen gewonnen werden können, befassten. So konnte z.B. aus Kartoffeln Stärke gewonnen, Stoffreste mit dem Farbstoff aus den Wurzeln des Färberkrapps rot oder den Blütenständen des Saflors gelb gefärbt und Sonnenblumenkerne geerntet und anschließend Öl gepresst werden. Auf diese praktische Weise konnten die Kinder und Jugendlichen, angeleitet durch die BetreuerInnen, zahlreiche verschiedene Pflanzen eingehend kennen lernen, die als natürliche Rohstoffe für die Herstellung vielfältiger Produkten dienen, von denen viele im täglichen Leben der TeilnehmerInnen eine Rolle spielen.

Das Ressourcen-Feld hat sich in den letzten beiden Jahren zu einem Kleinod entwickelt und soll auch weiterhin einen wichtigen Baustein im Rahmen unserer Bildungsarbeit darstellen. Das Feld wird dabei im Wesentlichen in seiner bestehenden und bewährten Form erhalten bleiben. Um den Arbeitsaufwand bei der Unterhaltung des Feldes zu verringern, werden allerdings die einjährigen Pflanzen zu Gunsten der mehrjährigen Stauden reduziert. Auch zukünftig werden hier regelmäßig Aktionen mit Kindern und Jugendlichen stattfinden.