Zu Beginn des Projektes bestanden die Haupttätigkeiten zum einen aus der Durchführung von Pflegearbeiten in Form von Mäh- und Freischneidearbeiten auf einigen Flächen, zum anderen in der Beschaffung der Nistkasten-Bausätze. Dabei wurden für verschiedene Vogelarten Kästen in unterschiedlicher Größe bzw. mit differierendem Durchmesser der Einfluglöcher besorgt. Des Weiteren mussten zur Ergänzung bzw. Aufwertung von Biotopen Obstbäume und andere Gehölze gekauft werden (siehe Aufzählung am Ende des Berichts).
Im Verlauf der ersten Bildungsveranstaltungen mit Kindern im Gelände wurden alte Nistkästen gereinigt, die noch aus den vergangenen Jahren vorhanden waren. Um zu sehen, ob in den Nestern Insekten als tierische Untermieter leben bzw. sich entwickeln, legten die Teilnehmer*innen einige der alten Nester in Eklektoren. Parallel dazu konnten die Kinder mit Hilfe von Astscheren noch leichte Pflegearbeiten ausführen.
Im weiteren Verlauf des Projektes stand dann auch der Zusammenbau von Nistkästen auf dem Programm, damit die ersten rechtzeitig vor Beginn der Brutperiode fertig waren. Die vorgefertigten Teile der Kästen mussten von den Kindern richtig angeordnet und mit Hilfe von Schrauben und Schraubendrehern verbunden werden. Diese Tätigkeiten erforderten räumliches Vorstellungsvermögen und handwerkliches Geschick. Durch das Arbeiten in Zweier- oder Dreiergruppen wurde die Fähigkeit zur Zusammenarbeit gestärkt. Nachdem die Kästen mit einer ökologisch unbedenklichen Holzschutzfarbe angestrichen worden waren, konnten sie schließlich an geeigneten Stellen aufgehängt werden.
Ende März wurden auf zwei Flächen 10 Obstbäume und 25 Sträucher bzw. Bäume mit tatkräftiger Unterstützung von Kinder- bzw. Jugendgruppen gepflanzt. Die Pflanzen sollen den Vögeln zukünftig neue Brutplätze und vor allem auch Nahrung in Form von Früchten bieten.
In der folgenden Zeit haben die Kinder die Vögel an den Nistkästen und der näheren Umgebung beobachtet. Dazu standen den Teilnehmer*innen Ferngläser zur Verfügung. Die Vogelarten konnten bestimmt und die Häufigkeit ihrer Anflüge registriert werden. Mit Hilfe von Streifkeschern und Lupengläsern ausgerüstet gingen die Kinder auf die Pirsch, um Insekten aufzuspüren und zu fangen. Diese wurden an-schließend genau betrachtet und bestimmt. Aber auch die auf der jeweiligen Fläche vorkommenden Pflanzen konnten untersucht und benannt werden. Neben der gängigen Bestimmungsliteratur wurden hierfür ergänzend spezielle Natur-Apps (NABU Vogelwelt, Die Vogel App!, NABU Insektenwelt, Flora Incognita, Naturblick) verwendet. Die Beobachtungen, die auf diese Weise von den jungen Menschen gemacht werden, ermöglichen es ihnen, die Zusammenhänge zwischen dem Angebot an Insekten sowie an bestimmten Samenpflanzen und der Ernährung und damit der Attraktivität eines Lebensraumes für Vögel zu erkennen und zu verstehen.
Gelegentlich bestand die Möglichkeit für die Kinder darin, mit einer Begleitperson in einen besetzten Nistkasten hineinzuschauen. Auf diese Weise konnten sie verschiedene Vogeleier und Jungvögel betrachten. In drei Nistkästen hatten zur Freude der Teilnehmer*innen Siebenschläfer Quartier bezogen. Zum fortlaufenden Beobachten des Treibens in den Nestern wurden zwei mit Kameras bestückte Nistkästen angeschafft. Eine Kamera ist leider defekt geliefert worden und konnte erst sehr verzögert vom Anbieter ersetzt werden. In den zweiten Kasten, der auf dem Institutsgelände aufgehängt wurde, sind zu unserem Bedauern keine Vögel eingezogen.
Auf Grund der Corona-Pandemie konnte der Internationale Schulbauernhof Hardegsen ab April 2020 keine stationären Gäste (mehrtägige Aufenthalte) mehr auf dem Hof begrüßen, mit denen unsere Aktionen fast ausschließlich durchgeführt wurden. Erst Ende August 2021 konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.
Auch die wenigen Tagesgäste (ab Mai 2021 etwa) standen für die Durchführung unseres Projektes nicht zur Verfügung, so dass in der ursprünglich geplanten und auf Grund der oben geschilderten Gründe verlängerten Projektlaufzeit keine Aktionen mit Kindergruppen mehr möglich waren. Es wurde das Augenmerk auf die Optimierung der zur Verfügung stehenden Flächen für die Vogelwelt gelegt. Um offene Flächenteile zu erhalten bzw. zu schaffen, wurden partielle Mäh- und Entkusselungsmaßnahmen durchgeführt.
Durch die Eingriffe wird dichter Grasbewuchs und Gehölzaufwuchs entfernt, wodurch blühende Stauden und Kräuter gefördert werden, die wiederum einen größeren Insektenreichtum bedingen, der den Vögeln v.a. in der Brutzeit viel Nahrung bietet. Dies ist besonders wichtig, da in der umgebenden intensiv genutzten Agrarlandschaft immer weniger Insekten vorkommen. Die im Frühjahr des ersten Projektabschnitts gepflanzten Obstbäume und Sträucher haben trotz regelmäßiger Wässerungsaktionen stark unter der Trockenheit in den Jahren 2019 und 2020 gelitten. Unter den Bedingungen hatten sie genug damit zu tun, überhaupt anzuwachsen. 2021 fand erstmals ein deutliches Wachstum der Pflanzen statt.
Zu den weiteren Tätigkeiten gehörte die Reinigung, Reparatur, Renovierung und Kontrolle der angebrachten Nistkästen. Erfreulicherweise waren fast alle Bruthilfen besetzt. Höhlenbrütende Vogelarten waren Kohl- und Blaumeisen, Feldsperling und Kleiber. Daneben bieten die Flächen reichlich Brutmöglichkeiten für frei brütende Arten, wie z.B. Heckenbraunelle, Sumpfrohrsänger, Neuntöter und verschiedene Grasmückenarten. Auf einer Fläche wurde sogar das wasserferne Nest eines Stockentenpaares gefunden. Bereits jetzt lässt sich sagen, dass durch die Maßnahmen eine positive Entwicklung der Areale für die Vogelwelt gefördert werden konnte.
Die Heranführung von Kindern und Jugendlichen an das Thema Vogelschutz und die Problematik die mit der Intensivlandwirtschaft einhergeht konnte (in der Vor-Corona-Zeit) sehr zufriedenstellend erreicht werden. Die jungen Teilnehmer*innen zeigten großes Interesse und Einsatzbereitschaft. Es war zu bemerken, dass den meisten die Aktionen viel Spaß gemacht haben und sie bleibende Erinnerungen mitgenommen haben.
Im Rahmen der regulären Arbeit des Instituts in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Schulbauernhof Hardegsen werden entsprechende Aktionen mit den Kindern weiterhin stattfinden, und das Projekt wird fortgeführt.
Gepflanzte Gehölze
Sorten Obstbäume:
Apfel: Roter Berlepsch, Roter James Grieve, Winterglockenapfel, Grüner Gravensteiner, Schöner von Nordhausen
Birne: Clapps, Nordhäuser Winterforelle
Kirsche: Burlat
Bäume und Sträucher:
Kornelkirsche, Pfaffenhütchen, Purgier-Kreuzdorn, Eberesche, Faulbaum, Speierling, Wildapfel