Agrarökologischer Bildungskoffer

Im Verlauf des durchgeführten Projekts wurde ein Agrarökologischer Bildungskoffer erstellt. Dieser setzt sich aus mehreren Schaukästen zusammen, in denen verschiedene Kulturpflanzen dreidimensional dargestellt werden. Dabei enthalten die Anschauungsmaterialien nicht nur unterschiedliche Teile einer Pflanzenart, wie Wurzel, Stengel, Blätter und Früchte, sondern auch die wichtigsten Insektenarten, die auf eine Pflanze als Nahrung angewiesen sind. Auf diese Weise eröffnet sich für den Betrachter eine ganzheitliche Sichtweise auf die vielfältigen Wechselbeziehungen, die zwischen der jeweiligen Pflanze und den an ihr lebenden Tierarten bestehen. Die Bildungsmedien sind hervorragend geeignet, um Kindern und Jugendlichen jederzeit unterschiedliche ökologische Zusammenhänge zu vermitteln. So können sie z.B. die Bedeutung von Schadinsekten und ihren natürliche Gegenspielern erkennen und verstehen. Dies ermöglicht es letztendlich, jungen Menschen die Zusammenhänge und Problemfelder, die sich zwischen landwirtschaftlicher (Nahrungsmittel)Produktion und dem Erhalt der Artenvielfalt ergeben, nachzuvollziehen.

Wesentlicher Aspekt bei der Erstellung der Anschauungsmaterialien war die intensive praktische Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei der Durchführung der verschiedenen Arbeitsschritte. So musste von den TeilnehmerInnen zunächst das Material, mit dem später die einzelnen Kästen ausgestattet werden sollten, im Verlauf von Exkursionen gesammelt werden. Unter fachkundiger Begleitung und Anleitung lernten die Kinder die Anbauflächen von unterschiedlichen Getreidearten, verschiedene Obstbäume auf Streuobstwiesen sowie einige für die Energiegewinnung geeignete Baumarten kennen. Im Verlauf ihres Aufenthalts wurden dann alle Teile der jeweiligen Kulturpflanze, aber auch die im Umkreis vorkommenden Ackerbegleitkräuter zusammengetragen und in Tüten zur weiteren Bearbeitung mitgenommen.

Die Ausflüge in die Feldflur ermöglichten es den Kindern, Pflanzen und Tiere in direktem Kontakt zu erleben und kennen zu lernen. Aufgrund der begrenzten Aufenthaltszeit der TeilnehmerInnen im Gelände konnten jedoch nur die zu diesem Zeitpunkt vorkommenden und blühenden Begleitkräuter gesammelt und die vorhandenen Reifestadien der Nutzpflanzen betrachtet werden. Ebenfalls ließen sich oft nur einige Insektenarten aufspüren und das auch nur in bestimmten Entwicklungsstadien. Diese Lücke bei den Beobachtungsmöglichkeiten im Gelände wird durch den „Bildungskoffer“ zukünftig geschlossen. Vor Ort können sich die Kinder mit verschiedenen Aspekten , die zum Zeitpunkt ihres Besuchs auf den Feldern nicht zu sehen sind, ergänzend auseinandersetzen. Das während des Projekts erstellte pädagogische Material in Form von Flyern bzw. Handouts (siehe Anlage) gibt den Kindern als auch den Lehrkräften, langfristig die Möglichkeit sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Spannend war für die Kinder besonders die eingehende Betrachtung der an den Pflanzen gefundenen Insekten mit Hilfe von Becherlupen. So konnten neben vielen Insektenarten, die vor allem an den Ackerbegleitkräutern leben, auch einige Schädlinge der Kulturpflanzen, wie z.B. die Raupe des Maiszünslers in den Maisstängeln gefunden werden. Mitgenommen wurden einzelne Tiere aber nur, wenn es sich um Individuen handelte, die im nachhinein nicht ohne weiteres noch einmal gefunden werden konnten. Die Präparation der Insekten fand nur durch das Personal des Schulbauernhofs statt, ohne dass die Kinder in diese Arbeitsschritte eingebunden waren.

Die gesammelten Pflanzen bzw. Pflanzenteile mussten für die weitere Verarbeitung zunächst getrocknet werden. Damit die dreidimensionale Struktur erhalten bleibt, wurden sie nicht gepresst. Zum Trocknen diente feiner Sand, der in einen Kochtopf gefüllt wurde. Auf dieses Substrat legten die Kinder nun vorsichtig die zu trocknenden Ackerbegleitkräuter, bevor sie diese vollständig mit weiterem Sand bedeckten. Der Topf wurde auf eine Induktionsplatte gestellt und bei einer mittleren Wärmezufuhr die Feuchtigkeit aus dem Pflanzenmaterial entfernt. Der Trocknungsvorgang dauerte bei einer Temperatur von 60 bis 70°C (regelmäßige Kontrolle mit einem Thermometer) in der Regel zwei Tage. Daher bereiteten die Kinder bei einer Aktion zuerst den Trocknungsvorgang der von ihnen gefundenen Pflanzen vor. Anschließend erfolgte die Gestaltung der Kästen mit bereits präpariertem Material der gleichen Pflanzenarten.

Dabei bestand die Aufgabe für die Kinder nun darin, die einzelnen vollständig getrockneten Objekte in den Schaukästen anzuordnen und zu befestigen. Bei der Ausgestaltung wurde von den TeilnehmerInnen viel Geschick und gestalterische Vorstellungskraft gefordert. Dabei erfolgte eine intensive fachliche Begleitung durch BetreuerInnen.

Im Verlauf des Projekts wurden Schaukästen für die Getreidearten Weizen, Hafer und Mais sowie für die Nutzpflanze Raps erstellt.

Für die Obstbäume Apfel, Birne und Kirsche sowie für den Beerenstrauch Holunder wurden als spezielle Form der Präsentation so genannte „Holzbücher“ (Xylothek) gewählt. Dabei handelt es sich um zwei kleinere Schaukästen, die gegeneinander geklappt und wie ein Buch aufgeschlagen werden können. Sie werden aus dem Holz der jeweiligen Baumart hergestellt und verfügen am Buchrücken über die Rinde des Baums.

In gleicher Weise wurden wie geplant auch die Holzarten Weide und Pappel dargestellt, die für die regenerative Energiegewinnung kurzumtriebiges Holz liefern und inzwischen eine immer größere Rolle für die Entwicklung des Einkommens in der Landwirtschaft spielen.