Die Vereinten Nationen haben das Jahrzehnt von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen. Die Dekade soll die Umsetzung des UN-Übereinkommens von 1992 unterstützen. Ziel ist es, den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Dazu soll auch das gesellschaftliche Bewusstsein gefördert werden. Genau hier setzt die deutsche UN-Dekade an: Sie möchte mehr Menschen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt, unserer natürlichen Lebensgrundlage, gewinnen. Ein Schwerpunkt ist daher die Auszeichnung von vorbildlichen Projekten. Die Mitwirkenden setzen sich für die biologische Vielfalt ein, indem sie sie schützen, nachhaltig nutzen oder ihren Wert vermitteln.
Biologische Vielfalt ist alles, was zur Vielfalt der belebten Natur beiträgt: Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen – einschließlich der Wechselwirkungen zur unbelebten Umwelt, innerhalb der Arten und zwischen den Arten – sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt ihrer Lebensräume. Biologische Vielfalt ist die Grundlage einer langfristig gesicherten Existenz des menschlichen Lebens auf der Erde.
Das Projekt Insektenträume des Öko-Instituts erhält Auszeichnung der UN-Dekade Biologische Vielfalt – 2020
Hardegsen / Elvese – Das Projekt Insektenträume des Instituts für allgemeine und angewandte Ökologie in Hardegsen ist als offizielles Projektder UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet worden. Auf einer Gesamtfläche von zwölf Hektar sollen in 15 unterschiedlichen Arealen zwischen Angerstein und Salzderhelden „exemplarische Biotoptypen des Mittelgebirgsraums“ entstehen.
„Wir möchten damit die Notwendigkeit des Schutzes von Schmetterlingen und ihrer Lebensräume einer breiten Bevölkerung näherbringen und werden dazu ein 52-seitiges Sympathie-Magazin entwickeln, das später dann ausführlich über unser Vorhaben informiert“, erklärt Diplombiologe Matthias Herkel, der das Projekt leitet.
Vorgesehen sei eine gedruckte Broschüre sowie eine Online-Version, die als Anregung für persönliche Naturerkundungen und pädagogische Arbeit mit Kindern gedacht ist. Geplant sei, in der „weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaft“ Kleinbiotope, magere Standorte, Wälder und Gehölze, Wiesen und Weiden sowie Streuobstbestände, Gewässer und Lebensräume im Bereich von Siedlungen so zu gestalten, dass sich dort genügend Nahrungspflanzen für alle Entwicklungsstadien der Insekten, also Raupen, Larven und erwachsene Tiere ansiedeln, so Herkel. „Um das zu erreichen müssen wir zum Teil den holzigen Bewuchs zurückschneiden, um Teile der Flächen offen zu halten“, beschreibt er die geplante Vorgehensweise. „Damit schaffen wir die Voraussetzung für unbeschattete, warme Lebensräume, die
den Insekten bis in den Spätherbst Blütennahrung bieten.“ Ein weiterer wichtiger Teil der Pflege wird laut Herkel die insektenfreundliche Mahd der Flächen sein, bei der im Frühjahr nicht die ersten Blüten gemäht werden, sondern als Nahrungsquelle erhalten bleiben. „Im Herbst werden wir dann teilweise Altgras und tote Staudenstängel stehen lassen, weil diese als Winterquartiere für das Überleben der Schmetterlinge wichtig sind.“
Das Ökoinstitut Hardegsen beschäftige sich bereits seit vielen Jahren mit der Förderung der Biodiversität auf extensiv bewirtschafteten Flächen, die aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen wurden, betont Herkel.
HNA/Northeimer Neueste Nachrichten, 15.12.2020
Martin Brünig (links), Fachbereichsleiter für Regionalplanung und Umweltschutz beim Landkreis Northeim, überreicht die offizielle Urkunde an Matthias Herkel, Heike Langholz und Jürgen Poremba (von links nach rechts) vom Institut für allgemeine und angwandte Ökologie e.V.
FOTO: NIKO MÖNKEMEYER
Projekt des Öko-Instituts erhält erneut Auszeichnung als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt – 2018
Die Jury bewertete die weitere Arbeit im Rahmen des Projekts positiv und zeichnete das Projekt erneut aus. Die Arbeiten zeichneten sich in den letzten zwei Jahren, im Gegensatz zur bisherigen großflächigen Pflege der Flächen, durch die Verbesserung der Stabilität der Artengemeinschaften durch punktuelle Eingriffe aus. Diese sollen dazu führen, dass die Lebensbedingungen für möglichst unterschiedliche Arten entstehen. Laut den Ergebnissen einer Studie der Technischen Universitäten München und Darmstadt hängt die Belastbarkeit eines Ökosystems nicht alleine von der biologischen Vielfalt ab, sondern maßgeblich von einer Asynchronie über die Arten hinweg. Je unterschiedlicher sich die Arten entwickeln und agieren, desto weniger anfällig ist das Ökosystem gegenüber Störungen. In diesem Zusammenhang wurde das Pflegemanagement so gestaltet, dass die Flächen möglichst viele Teillebensräume bieten. Dazu wurden in einigen Bereichen auch Pflanzen aus einheimischem Saatgut angesät, die auf den Flächen noch nicht vorkamen, aber für den Standort geeignet waren. Das zukünftige Ziel der Pflege ist, unter Berücksichtigung der geschätzten Zahlen der minimal überlebensfähigen Population, eine langfristig stabile ökosystemare Umgebung für eine optimale Anzahl von Arten zu schaffen. Probeweise wurde dies bereits mit der Untersuchung von Parasitoidenarten untermauert.
Im Rahmen der Umweltbildung fanden weiterhin regelmäßig Exkursionen mit Kinder- und Jugendgruppen zu den verschiedenen Flächen statt. Vor Ort konnten die TeilnehmerInnen aktiv bei der Flächenpflege mithelfen und sich mit der Vielfalt an Arten befassen.
Erneute Auszeichnung als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt - 2016
Quelle: HNA – Northeimer Neuste Nachrichten – 22.09.2016
Auszeichnung als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt - 2014
Das vom Institut für allgemeine und angewandte Ökologie initiierte Projekt „Schaffung von Biodiversitätszentren in der Normallandschaft“, ausgezeichnet am 08.05.2014, trägt in beispielhafter Weise zur Vermittlung von biologischer Vielfalt bei. Es bietet die Möglichkeit mehr Menschen für die Erhaltung der Artenvielfalt zu motivieren. Vorrangiges Ziel ist der Erhalt von für den Naturschutz wertvollen Flächen in der Agrarlandschaft als Zentren größtmöglicher struktureller und biologischer Vielfalt (Biodiversität). Bei dem Projekt geht es um zumeist kleinere Flächen, die nach der Aufgabe ihrer landwirtschaftlichen Bewirtschaftung als Restflächen der historischen Kulturlandschaft in der weiträumigen durch intensive landwirtschaftliche Nutzung geprägten Landschaft erhalten geblieben sind.
Foto-Termin aus Anlass der Projektauszeichnung am 08.05.2014
[vorne, v.l. Ralf Buberti (Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt – Landkreis Northeim), Matthias Herkel (Projektleiter), Heike Langholz (Mitarbeiterin Institut für allg. u. ang. Ökologie) – hinten, v.l. Frank Rethemeier (Untere Naturschutzbehörde), Klaus Meyenberg (Vors. der Feldmarksgenossenschaft Langenholtensen), Eckardt Joecks (Vors. Forstgenossenschaft Langenholtensen), Karl-Heinz Hagerodt (Kreistagsabgeordneter)]